Eine kurze Zusammenfassung: In der Nacht auf Montag hat  die 5. größte US-Investmentbank Lehman de facto Konkurs angemeldet. Zeitgleich wurde die drittgrößte Investmentbank Merrill Lynch auf Druck der US-Regierung von der größten US-Bank Bank of America für 50Mrd Dollar „Zwangsübernommen“. Im Laufe des Tages wurde klar, dass der bislang größte Versicherer der Welt, die amerikanische AIG in größten finanziellen Schwierigkeiten steckt. Zur Stunde laufen Notverhandlungen der US-Regierung mit allen großen Finanzmarktteilnehmern.

Das Ausmaß dieser Verwerfungen ist – und da lege ich mich fest – zur Stunde durch niemanden abschätzbar. Das Finanzsystem steht vor der größten Zerreißprobe seit 80 Jahren und hat einen neuen Gipfel innerhalb der aktuellen Krise erreicht.

Hören Sie nicht auf die Beschwichtigungsformeln, die immer wieder gebetet werden. Der Baum brennt lichterloh. Welch dramatische Auswirkungen das auf  Bereiche hat, die heute noch nicht genannt werden, lässt sich nur erahnen. Ich denke zum Beispiel an Hedge-Fonds oder andere Versicherungsunternehmen, deren Absicherungspartner gerade über die Wupper geht.

Kurzum: Es wird in den nächsten Tagen und Monaten weitere Opfer und Verwerfungen geben. Das Finanzsystem steht mal wieder am Abgrund. Welche Pfeile die „Big Ones“ noch im Köcher haben um die Krise zu beherrschen lässt sich nicht absehen. Wir werden vermutlich Morgen eine weitere Leitzinssenkung in Amerika erleben, wir werden wieder starke Aktienkäufe des PPT (Plunge Protection Team) sehen. Die werden dafür sorgen, dass der Markt auch jetzt wieder nicht hemmungslos absäuft. Wie lange das gut geht bleibt abzuwarten.

Zumindest haben diese ständigen Marktstützungen der letzten Monate dazu geführt, dass das aktuelle Kursniveau die dramatische Situation in keiner Weise wiedergibt. In einem freien Markt währen wir vermutlich bereits jenseits der 5000 Punkte-Marke. So ist der Markt jedoch immer noch genauso hoch bewertet wie zu den Hosianna-Zeiten 2006.

Dass das nicht zusammenpasst und der Kaiser mal wieder keine Kleider an hat, sehen zurzeit nur wenige. Aber eines konnte man aus der Vergangenheit lernen: Ungleichgewichte passen sich immer an. Und je mehr Spannung die Verwerfung aufbaut, umso heftiger wird das Beben, wenn sie sich löst.

Die Banken und Versicherer brauchen dringend Geld. Bislang wurden seitens der US-Investoren hauptsächlich Gelder aus Russland und Asien abgezogen. Es ist abzuwarten, wann auch aus  Deutschland das Geld „heimgeholt“ wird nach Amerika. Zuerst verkauft man in denen Ländern, wo der Markt eng und ein Ausstieg später schwierig werden könnte. Da der deutsche Markt sehr liquide ist, wird hier das Geld erst später abgezogen.

Die Chronographie der letzten Stunden:

www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/:Live-Ticker-zur-Finanzkrise-19-47-Uhr-Lehman-verkauft-Investmentsparte-noch-diese-Woche/413811.html

AIG:

www.ftd.de/unternehmen/versicherungen/:Warten-auf-Rettungsplan-Investoren-verlieren-Geduld-mit-AIG/413780.html

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